Freitag, 25. November 2011

Von La Paz auf die Isla del Sol

Auf dem Hexenmarkt in La Paz gibt es alles zu kaufen was das Touristenherz begehrt oder irritiert. Wir haben jetzt jeder ein Armband mehr- einen Schal und eine fast echten Windbreaker von Northface. Neben frischen Aloe Vera Blättern gibt es auch „Palo Santo“, duftendes, heiliges Holz und Lama-Föten im Angebot. Letztes wird getrocknet, in unterschiedlichen Altersstufen- mit und ohne Fell verkauft.
Ein Taxifahrer hat uns erzählt, dass sie ein- bis dreimal jährlich in Verbindung mit einem Fest verbrannt und als Dankeschön an „Pachamama“, Mutter Erde geopfert werden.

Bei der Gelegenheit konnten wir auch noch einige andere Fragen loswerden: die Schuhputzer in La Paz tragen eine wollende Gesichtsmaske, die außer die Augen nichts freigibt. Die Alkoholiker und Drogenabhängigen müssen dadurch nicht auf ihren Konsum während der Arbeitszeit verzichten und Studenten können „ohne ihr Gesicht zu verlieren“ nebenher Geld verdienen.
Der Mindestverdienst in Bolivien liegt bei 800 Bolivianos pro Monat (ca. 80 Euro), ein Postangestellter verdient etwas mehr als 1000 Bolivianos. Bessere Alternative hier: Taxi fahren- Taxisticker für die Windschutzscheibe gibt es vor dem Busterminal zu kaufen. Beides erklärt warum im Stadtbild mehr Taxen und Minibusse als Privatautos zu sehen sind.

Diese Fortbewegungsmittel zu nutzen ist sehr günstig- und nach 2 Tagen Eingewöhungsphase haben wir das System verstanden. Wir wissen in welche Richtungen wir einsteigen müssen und schaffen es, die überfüllten Minibusse mit einer lässigen Handbewegung auf der im unorganisierten Verkehr anzuhalten. Landestypisch,- das Münzgeld für eine Fahrt in der Hosentasche.

Vom Mirador Kili Kili aus haben wir uns die Stadt mal von oben angeschaut. Ein Kessel voller Häuser.




Im Tal das reichere Zentrum, je höher man den Berg hochkommt desto ärmer werden die Gegenden. Ganz am Rande der Stadt ist kaum ein fertig gestelltes Haus zu sehen. Meist fehlen die Dächer und nur das untere Geschoss des Gebäudes wird bewohnt. „für den Weiterbau fehlt das Geld“, erklärte uns unser Busfahrer am Sonntag.
Unsere zweitägige Recherche hat uns zu dem Entschluss gebracht, dass man beim befahren der „the world´s most dangerous road“ nicht sparen sollte. Wir haben uns für den vertrauenswürdigsten- aber auch teuersten- Anbieter „Gravity“ entschieden.

Als wir um 8:30 Uhr Morgens- auf 4700 Metern aus dem Minibus stiegen wurden wir dafür belohnt. Super Mountainbikes, Helme, englischsprachiger, fürsorglicher Guide und eine wetterfeste Ausstattung für die erste Etappe.

Die Eckdaten auf einen Blick: 64 km lange Strecke- davon 20 km asphaltiert- der Rest „offroad“. 56 km downhill, 8 km bergauf (Julian- die Bergziege- Drücker hat ganze Arbeit geleistet!). Abfahrt von 4700 Höhenmetern auf 1400 Meter. Die schmalste Stelle der Straße ist ca. 3 m breit. In fünf Stunden haben wir temperaturmäßig jede Jahreszeit einmal durchfahren. Von fünf Teilnehmern sind vier mit dem Fahrrad ins Ziel gekommen- eine Australierin hat vorzeitig abgebrochen.



Die Landschaft ist atemberaubend schön- die Natur ist beeindruckend und das Erlebnis war jede Anstrengung und den anschließenden Muskelkater in den Unterarmen wert. (Damit kein falscher Eindruck entsteht: nur ICH hatte mit dem Muskelkater zu kämpfen- „das liegt daran, dass du zu viel gebremst hast“- (J.D.)) Überzeugt euch selbst: der ein oder andere gute Grund zu bremsen ist auch auf den Bildern zu sehen!


Optimistisch sind wir am Montagmittag mit gepackten Koffern zum Busbahnhof gelaufen. Wir konnten es nicht glauben als die schielende Ticketverkäuferin meiner Handtasche erzählte, dass wegen Straßenblockaden heute keine Busse Richtung Copacabana fahren würden.

Wir haben den verlängerten Aufenthalt in La Paz genutzt und uns mal näher mit dem Gefängnis „San Pedro“ beschäftigt. Das unscheinbare, eingemauerte Gebäude liegt mitten im Zentrum und ist eine eigene kleine Stadt- in der Stadt. Acht von zehn Gefangenen sitzen wegen Drogendelikten ein. Das florierende Koks-Geschäft wollten sie wegen „ein paar Jahren Haft“ nicht aufgeben. Nahliegend war es die Regie im Gefangenentrakt selbst in die Hand zu nehmen. Die Wärter sichern nur noch den Eingang- dringen aber weiter nicht in die Gemäuer ein. Dafür dürfen die Familien der Insassen einziehen und Touristentouren „für den Einkauf des besten Koks von Bolivien“ durch die Mauern geführt werden. Letztes, haben wir erfahren ist seit einem guten Jahr nicht mehr erlaubt- zwei Australier haben es übertrieben und ihren Einkauf von 1,5 Kg reinstem Koks nicht vor den Wärtern verbergen können. Touristen werden nun an der Pforte bei der Eingangskontrolle abgefangen.

Am Dienstagmorgen- unsere Koffer standen wieder gepackt in der Tür- hatte sich die Straßensituation noch nicht geändert. Es hat den ganzen Tag wie aus Eimern geschüttet und wir haben den Tag im Hostel und der benachbarten Bar verbracht.

Mittwoch: um 8 Uhr sind wir in den Bus gestiegen. Um 10 Uhr haben wir den wunderschönen Titikakasee aus dem Fenster zum ersten Mal sehen können. Mit einem Floss haben wir in Tiquina übergesetzt und sind kurz darauf in Copacabana angekommen. Das Örtchen ist klein und hat eine Touristenmeile- ein Mittagessen hat uns hier gereicht.

Bei strahlendem Sonnenschein haben wir am Nachmittag auf die 1,5 Stunden  entfernte „Isla del Sol“ übergesetzt. Der Sage nach ist die Insel die Geburtsstätte des Sonnengottes. Hier strahlt alles: wir glauben es.



Das Fleckchen Erde ist atemberaubend schön. Himmel und Titikakasee sind leuchtend blau- die Insel ruhig und die Leute freundlich. Stress scheinen die Inselbewohner auf 4000 Metern Höhe nie zu haben. Es gibt keine Autos auf der Insel- als Transportmittel dienen Menschenarme und Eselrücken. Die Inselbewohner bauen Obst und Gemüse an, gehen angeln und tauschen ihre Güter untereinander aus.
Das Inseltypische Gericht ist Forelle, Trucha. Dazu gibt es von Hand geschnittene Pommes und Salat- inkl. Blick auf den See.
Gestern sind wir 5 Stunden vom Norden in den Süden der Insel gewandert- inkl. kurzen Zwischenstopps zum Baden. Der See ist eiskalt,- aber herrlich. Die ganze Insel einzigartig.


Wir lieben den Titikakasee und fahren heute über die peruanische Grenze- am Seeufer entlang- nach Puno.

3 Kommentare:

Simon hat gesagt…

Achtung Wortwitz: Heben die Vögel am Titicacasee wenn die Sonne lacht ihr Schwänzchen in die Höhe?

Anonym hat gesagt…

Hallo Ihr beiden, sind mal wieder tolle Fernwehfotos. Klasse die Bilder von „the world´s most dangerous road“! Bin gespannt was der Sonnengott so alles mit euch angerichtet hat und wie´s in Peru weiter geht. Liebe Grüße aus dem grauen, regnerischen Efferen

Edith hat gesagt…

Hallo ihr Lieben,
ich möchte auch dahin wo die Menschen keinen Stress kennen.
Ich bin noch im Büro, schaue zwischendurch nach draußen in die Dunkelheit,es regnet.
Da habt ihr es deutlich besser.
Weiterhin viel Spass und lasst es euch gut gehen.