3 Tage Großstadtluft in Santiago hat uns um einige Dinge reicher gemacht: wir haben ein UNO erstanden und damit unsere Spielesammlung verdoppelt, haben Italianos (Hotdogs mit Avocado, Tomaten und Mayonaise) in unseren Speiseplan aufgenommen- wahlweise auch mit dünn geschnitten Fleischstreifen in der Sandwichvariante-, einen bunten Schaal mit Blumenmuster und das Wissen, dass das Trikot der chilenischen Nationalmannschaft bei Belsport im Angebot ist.
Der Aussichtspunkt Cerro San Cristóbal, liegt auf dem gleichen Hügel wie der Stadt-Zoo. Mit der Drahtseilbahn wird man direkt zur Plattform gebracht, die letzte kleine Etappe zur Kirche und der Statur des heiligen Christóbal sind wir gelaufen. Im Barrio Bellavista haben wir einen kleinen Markt in einem Innenhof entdeckt, durch die Szeneviertel Barrio Lastarria und Bellas Artes lässt es sich sehr gut bummeln-. Auf dem Mercado Central sind wir frischen Fisch essen gegangen- die Zeit verging wie im Flug. Einziger Wehmutstropfen: 5 Belsport- Geschäfte, kein runtergesetzes Fußballtrikot mehr in Größe L zu finden.
Ein beliebtes Reiseziel der Santiagoer ist Valparaiso. Trotz der nahezu gleich hohen Einwohnerzahl von 5 Millionen Menschen wird das 1,5 Stunden entfernte „Valpo“ gerne als Wochenendziel angefahren. Die Busse fahren von Santiago aus alle 20 Minuten und kosten keine 3 Euro. Ärgerlich war es trotzdem, dass wir wegen unserer neuen Vorliebe für Italianos an Straßenständen unseren Bus um 14 Uhr verpasst haben. Die Misere war schnell geklärt und unsere Ticktes kostenfrei umgeschrieben- und gesättigt waren wir auch. Wunderbar.
Unsere Ankunft in Valparaíso war ernüchternd. Gute 10 Grad kälter und windig, das Meer war zu sehen, der erwartete Strand war „nur“ ein Hafen- das Hostel Verde Limon, am Ende eines Hanges gelegen. Sehr hoch und offen gebaut, Benutzung der Heizung nur auf eigene Kosten- aber sauber.
Die Stadt zeigte sich an Tag drei von seiner misteriös schönen Seite- die Sonne schien und die alten knallbunten Häuser die ohne jegliche Ordnung auf unterschiedlichen Höhen in die Hänge gebaut wurden stellten für jeden Kartenleser eine Herausforderung während des Spaziergang dar. Die Straßenabschnitte und unterschiedlichen Höhenabschnitte sind mit kleinen Aufzügen miteinander verbunden. „Valpo“ ist eine Stadt für Künstler. Hauswände und Mauern sind mit Bildern und Grafitti verziert. Die Treppen, Böden und Plätze mit tollen Mosaiken. Auf den tollen bunten Plätzen sitzen Tag und Nacht Musiker die schöne Musik machen- vor unserem Hostel auch gerne die, die es noch lernen möchten- aber Spaß an der Sache haben.
Im Restaurant "Casino Social J. Cruz" haben wir auch ein Bild von uns hinterlassen. |
Die Kreativität steckt an. In der benachbarten Kunstschule Bilingue habe ich (Sarah) mich für einen Mosaikkurs angemeldet. Wegen guten Wetters und geringer Teilnehmerzahl- ich hatte Einzelunterricht- wurde die Lehrstunde in den Garten der Kunstschulinhaberin verlegt. 5 Stunden später war das Werk vollbracht und wir nehmen ein Mosaik-Badezimmerschild für unsere neue Wohnung als Andenken mit. Auch für weniger kunstbegeisterte, große Männer hat Valpo was zu bieten: eine Belsport Filiale. Andenken Nummer zwei ist ein günstig erworbenes Chile-Fußballtrikot.
Über hostelbookers haben wir ein phänomenal bewertetes Hostel in Quintero gefunden. Nach 1,5 Stunden Busfahrt kamen wir in einem wenig schönen aber sympathischen kleinen Städtchen an. Noch ca. 7 Minuten Taxifahrt bzw. 30 Minuten Fußmarsch vom Stadtkern entfernt liegt Ritoque Beach. An der ruhigen Bucht sind vereinzelt privat genutzte Häuser in den Hang gebaut. Das Strandrestaurant mit Hollandflair ist nur am Wochenende geöffnet. Genau dann wenn der Empanada-Stand aufgebaut wird und für die nötige Konkurrenz sorgt. (Spezialität der "Köchin": Empanadas fritas con queso y camaron- frittierte Teigtaschen gefüllt mit Käse und Schrimps!)
Hostel Ritoque Raices, bestehend aus 3 versetzt stehenden Holzhäusern, wird seit drei Jahren von Angi, einer Deutschen betrieben. Die Zimmer sind sauber und die Stimmung unglaublich entspannt. Wir kamen rein und haben uns wohlgefühlt. „Es gibt keine festen Frühstückszeiten,- der Tisch draußen bleibt solange gedeckt bis der letzte aufgestanden ist“. In Gedanken haben wir den Wecker sofort ausgeschaltet und noch beim Check In unsere Buchung von einer Nacht auf drei verlängert. Prima. Der Meerblick beim Frühstück, die gemütlichen Abende am Lagerfeuer mit den anderen Hostelbewohnern, Wein und Pisco, Sonne und Strand. Die Tage vergingen wie im Flug. So schnell, dass wir die Weiterreise nicht mehr auf dem Schirm hatten.
Ein Feiertag bedeutet auch in Chile ein verlängertes Wochenende. Die Busse waren, genau wie unser Hostel ab Donnerstag ausgebucht. Vor Samstag kein Weiterkommen Richtung Norden. Spontan konnten wir in der benachbarten Surfschule mit integriertem Fischrestaurant für die nächsten 2 Nächte unterkommen. Kleine Holzhütte, erste Meereslinie, wir beide die einzigen Gäste und das Frühstück weiterhin im Hostel. Es hätte für uns kaum besser kommen können. Unser morgendliches Schwimmen im Meer ließ allerdings einen Wunsch aufkommen: Mittelmeertemperaturen für den Pazifik!
Nach 6 Stunden Busfahrt sind wir Sonntagmorgen um 5 Uhr am Busbahnhof von La Serena im Norte chico angekommen. Leider ohne vorher getätigte Hostelbuchung. Fehler an einem verlängerten Wochenende. Nach einer Stunde Suche in der Dunkelheit hatten wir Erfolg. Um 6:10 Uhr verabschiedete die Gastwirtin einer kleinen Pension gerade ihre argentinischen Gäste. Wir erklärten ihr unsere Misere- sie winkte uns hinein- gab uns Kaffee und richtete das Zimmer schnell her, sodass wir bis die Putzperle für die Feinarbeit um 9 Uhr kam schon mal eine Mütze Schlaf bekommen haben. Guter Start in La Serena.